Sport und Bewegung spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit. Doch seit November 2020 bewegt sich in Sporthallen und auf Sportplätzen so gut wie nichts mehr. Der Sport-Lockdown betrifft rund 30 % aller Deutschen und gut die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen. Auch im Landkreis Leipzig kämpfen die Sportvereine mit sinkenden Mitgliederzahlen. KSB-Präsident Andreas  Woda fordert eine verbindliche Öffnungsperspektive.

Allein im Corona-Jahr 2020 haben fast 3 % der Sportlerinnen und Sportler ihrem Verein den Rücken gekehrt – ein schmerzhafter Verlust, der überwiegend darauf zurückzuführen ist, dass Sportangebote über längere Zeit teilweise oder komplett entfallen mussten. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatten die Sportvereine ihren Betrieb wieder hochgefahren. Flächendeckend sind praktikable Hygienekonzepte entwickelt und gewissenhaft eingehalten worden. Vor inzwischen vier Monaten wurde der 2. coronabedingte Lockdown über den Breitensport verhängt.

Die meisten Sportvereine kümmern sich in dieser belastenden Situation nach Kräften um ihre Mitglieder. Notgedrungen setzen einige auf Individualsport und auf Onlineangebote, wie wöchentliche Trainingspläne per E-Mail oder Yoga- und Gymnastikangebote per VideoChat. Der Kreissportbund Landkreis Leipzig hat die Sportvereine der Region seitdem unermüdlich mit den aktuellsten Informationen versorgt, sie in Notlagen unterstützt und beraten und an Perspektiven für die Zeit nach der Pandemie gearbeitet. Für die Menschen im Landkreis, die Vereine und deren Mitglieder haben wir eine virtuelle VereinsChallenge organisiert. Dabei haben die Teilnehmer Wander- und Laufkilometer gesammelt, die für eine Erdumrundung am Äquator gereicht hätten. Dies zeigt: Der Drang nach Bewegung ist ungebremst.

Doch können derlei Aktivitäten den regulären Trainingsbetrieb im Sportverein nicht ersetzen. Jungen Talenten fehlt die persönliche Anleitung der Trainerinnen und Trainer. Die für die Motivation so wichtigen Erfolgserlebnisse im Wettkampf bleiben aus. Auch der Sportunterricht findet nicht statt. Für Kinder und Jugendliche ergeben sich daraus nicht nur Defizite in der körperlichen Entwicklung. Weggefallen ist auch die stabilisierende Funktion der Wertegemeinschaft und des regelmäßigen Trainings, welche nur im Verein geboten werden kann. Bei älteren Mitgliedern besteht die Gefahr, dass mangels körperlicher Beanspruchung Muskeln abgebaut werden, Beweglichkeit verloren geht und sportliche Aktivitäten dauerhaft eingestellt werden. Besonders im ländlichen Raum erfüllen Sportvereine eine weitere wichtige Aufgabe. Sie halten vielerorts die Dorfgemeinschaften zusammen, sind Treffpunkte und bieten gesellschaftliche Teilhabe. Dort, wo es weder Gastronomie noch Einzelhandel gibt, bleibt oft der Sportverein als einziger Anlaufpunkt.

Andreas Woda hat als Präsident des Kreissportbundes Landkreis Leipzig großes Verständnis für geeignete und notwendige Corona-Schutzmaßnahmen. Andererseits „halte ich die Pauschalität, mit der jeglicher Vereinssport unmöglich gemacht wird, für nicht gerechtfertigt. Ich plädiere dafür, wieder mehr Selbstbestimmung an die Vereine zurückzugeben. Wir brauchen jetzt eine verbindliche Öffnungsperspektive für unsere Vereine, bevor sie größeren Schaden nehmen.“

Woda wünscht sich insgesamt eine differenzierte Herangehensweise. Nach einem Jahr Corona-Krise seien ausreichend Erfahrungen gesammelt worden, um den Vereinen zumindest einen verantwortungsvollen Teilbetrieb zu gestatten. Zu berücksichtigen sei beispielsweise, ob es sich um Kontakt- und Mannschaftssportarten handelt, oder ob der Trainingsbetrieb in der Halle oder im Freien stattfindet. Die von den Vereinsvorständen erarbeiteten Hygienekonzepte und deren Eignung für den Ansteckungsschutz müssten neben der regionalen Inzidenz das Erlaubniskriterium für den Sportbetrieb sein.

„Sport ist Gesundheit. Sport im Verein ist noch viel mehr. Geben Sie unseren Sportvereinen die nötige Bewegungsfreiheit zurück!“ Diesen Appell richtet Andreas Woda an die Entscheidungsgremien der Regional-, Landes- und Bundespolitik.