Am Donnerstag, d. 18.09.2025 trafen sich ca. 30 Vereinsvertreter aus 20 Vereinen sowie Mitglieder des Vorstands und der Sportjugend des Kreissportbundes Landkreis Leipzig beim Seesportverein „Albin Köbis“ an der Mulde in Grimma um sich auszutauschen und über aktuelle Herausforderungen zu sprechen.

In diesem Jahr stand das Thema Junges Ehrenamt auf der Tagesordnung. Die Tagung wurde durch KSB-Präsident Andreas Woda eröffnet. Er betonte die Bedeutung der Jugendförderung in den Sportvereinen als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft und einen erfolgreichen Vereinsbetrieb. Für ein Impulsreferat war Paul Werner, Vorsitzender der Sportjugend Sachsen an die Mulde gereist. Sein Vortrag beleuchtete die aktuelle Situation, Herausforderungen und Chancen der Jugendarbeit in Sportvereinen.

Aktuelle Situation in Vereinen

In vielen Vereinen setzt sich der Vorstand überwiegend aus älteren Mitgliedern zusammen. Die Jugendarbeit wird häufig durch einen Jugendwart oder Jugendleiter vertreten, der oder die in der Regel auch Teil des Vorstands ist. Das Engagement Jugendlicher beschränkt sich meist auf einzelne Veranstaltungen und ist eher punktuell als dauerhaft. In Mehrspartenvereinen wird die Jugendarbeit oft zentral von einer einzigen Person, dem oder der Gesamtjugendleiterin, koordiniert, was eine zusätzliche Herausforderung in der Betreuung und Ansprache der einzelnen Sportarten darstellen kann.

Erkenntnisse aus der Studie „Freiwilliges Engagement junger Menschen“

  • Engagement ist altersabhängig und durch unterschiedliche Motive geprägt.
  • Herausforderungen sind unverbindliche Beteiligung und fehlende Strukturen, die Jugendliche einbinden.
  • Beteiligungsangebote sind oft nicht attraktiv genug.
  • Skepsis gegenüber der Leistungsfähigkeit der Jugend hemmt deren Einbindung.

Wichtige Fragestellungen für die Vereinsarbeit

  1. Wo können sich junge Menschen aktiv einbringen?
  2. Welche Herausforderungen bremsen das Engagement?
  3. Wie lassen sich interessierte Jugendliche finden?
  4. Welche Unterstützung benötigen Vereine bei der Jugendförderung?

Rolle und Aufgaben junger Ehrenamtlicher

Paul Werner stellte die vielfältigen Möglichkeiten vor, wie sich junge Menschen im Verein engagieren können. Dazu gehören Einsätze in Helfer- und Veranstaltungsteams sowie die Mitarbeit in sogenannten Juniorteams. Weitere Tätigkeitsfelder sind die Medienarbeit und die Begleitung von Social-Media-Aktivitäten. Auch klassische Ehrenämter – etwa als Trainer, Kampfrichter oder Jugendleiter sind für junge Engagierte interessant.

Angebote zur Jugendförderung im Verein

Zur Förderung junger Mitglieder wurden verschiedene Aktivitäten als besonders erfolgversprechend diskutiert. Dazu zählen Feste und Feiern wie Vereinsfeste, Sommerfeste für die Jugend oder Weihnachtsfeiern. Auch Ferienfreizeiten und Angebote zur Kinder- und Jugenderholung – wie Sommerlager oder Projekttage – wurden als wichtig eingestuft. Internationale Jugendbegegnungen und Austauschprogramme können neue Perspektiven eröffnen. Ebenso tragen Sport- und Spielfeste, Trendsportangebote und der Gesundheitssport zur aktiven Einbindung junger Menschen bei, denn wichtig ist, dass es ein jugendgerechtes Angebot gibt.

Mehrere Punkte wurden als zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gewinnung von jungen Engagierten identifiziert. Besonders wichtig ist die direkte Ansprache junger Menschen – allgemeine Aushänge reichen oft nicht aus. Feste Ansprechpersonen und regelmäßige Treffen schaffen Vertrauen und Verbindlichkeit. Kreative Ideen sollten gefördert und eigene Projekte ermöglicht werden. Begleitende Qualifizierungsangebote unterstützen das Engagement und stärken die Motivation. Gemeinsame Symbole wie ein Team-Logo oder einheitliche T-Shirts fördern die Identifikation. Eine klare Aufgabenverteilung sowie Raum für eigenständiges Handeln runden ein funktionierendes Konzept ab.

Im zweiten Teil stellte Leonore Pluntke ihre Erfahrungen als Jugendleiterin des SV Einheit Borna vor

Der SV Einheit Borna stand vor verschiedenen strukturellen und organisatorischen Herausforderungen, die eine zukunftsorientierte Vereinsarbeit erschwerten. Es fehlte an Kandidaten für Vorstandsposten sowie an Übungsleitern und Abteilungsleitern. Zudem waren Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten innerhalb des Vereins oft unklar. Junge Mitglieder und Übungsleiter hatten keinen festen Ansprechpartner, und sowohl der Kinderschutz als auch Beteiligungsmöglichkeiten für den Nachwuchs waren kaum vorhanden. Auch die Außenwirkung des Vereins war eher schwach.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden ab 2019 gezielte Maßnahmen eingeleitet. So wurde zunächst ein Jugendleiteramt im Gesamtverein eingeführt. Es folgte die Entwicklung einer eigenen Jugendordnung im Jahr 2020 sowie die Umsetzung eines umfassenden Kinderschutzkonzepts mit festen Beauftragten im Jahr 2023. Parallel dazu wurde ein Jugendvertretungsteam aufgebaut, das jungen Menschen aktive Mitgestaltung im Vereinsleben ermöglicht. Ein Assistenztrainersystem wurde etabliert, um Nachwuchskräfte gezielt zu fördern, ergänzt durch regelmäßige Trainings- und Reflexionstage für die jungen Assistenztrainer.

Top 5 Erfolgsfaktoren des SV Einheit Borna:

  1. Bildungsangebote für Jugendliche – Schulungen und Weiterbildungen stärken Fachwissen und Selbstbewusstsein.

  2. Offene Ohren für Anliegen der Jugend – Die Bedürfnisse und Ideen junger Mitglieder werden ernst genommen.

  3. Anerkennung und Wertschätzung des Engagements – Ehrenamtliches Engagement wird sichtbar belohnt und gewürdigt.

  4. Identifikation mit dem Verein schaffen – Junge Mitglieder fühlen sich dem Verein verbunden und übernehmen Verantwortung.

  5. Möglichkeit zum Ausprobieren und Mitmachen – Der Verein bietet Raum für Eigeninitiative und neue Projekte.

Dieses Praxisbeispiel zeigt, wie durch gezielte Maßnahmen und eine klare Ausrichtung auf Jugendbeteiligung nachhaltige Veränderungen im Vereinsleben möglich sind.

Im Anschluss tauschten sich die Teilnehmer zu den vorgestellten Inhalten aus, berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und diskutierten Herausforderungen sowie Lösungsansätze zur besseren Einbindung junger Vereinsmitglieder.

Das Netzwerktreffen klang mit einem gemeinsamen Grillabend aus. Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich informell zu vernetzen und das Kutterrudern auf der Mulde auszuprobieren – eine gelungene Kombination aus Sport, Spaß und Gesprächen.