In 4.460 Sportvereinen in Sachsen erbringen mehr als 81.000 Engagierte (38.000 Übungsleiter/innen und Trainer/innen, 27.000 Amtsträger in Wahlfunktionen und 16.000 Kampf- und Schiedsrichter/innen) wertvolle Arbeit für die Gesellschaft. Hinzu kommt eine Vielzahl freiwilliger Helfer/innen. Diese Zahlen stammen aus der jährlichen Bestandserhebung des Landessportbundes. Der Dachverband des Sports in Sachsen hat berechnet, das dieses Engagement einer jährlichen Arbeitsleistung von mehr als 14,5 Millionen Stunden (auf der Grundlage von 15 Stunden pro Engagierte/m im Monat) entspricht. Dies wären etwa 8.780 Vollzeit-Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 218 Millionen Euro pro Jahr (Annahme: 15€ pro Stunde).

43,7% der Gesamtbevölkerung sind im Sport aktiv, davon engagieren sich 16,3% ehrenamtlich. Eine tolle Quote, vor allem, wenn man sich andere Engagementbereiche im Vergleich dazu ansieht.

Anteil der Aktiven/Engagierten an der Gesamtbevölkerung in den Engagementbereichen (Quelle: Akademie für Ehrenamtlichkeit)

Das Vereinssportsystem Deutschlands gilt weltweit als Vorbild für die Umsetzung des Prinzips der Solidargemeinschaft. Vereine bringen Menschen aller sozialen Ebenen und Altersklassen zusammen und können ein Ort für die Integration ausländischer Mitbürger oder für die Inklusion von Menschen mit Handicap sein. Menschen können sich im Sportverein entfalten, ihre eigenen Ideen einbringen und etwas bewirken. Ganz nebenbei werden für die Gesellschaft so wichtige Werte, wie Toleranz, FairPlay und Respekt vermittelt. Vereine sind eine wertvolle Errungenschaft der modernen Gesellschaft.

Der Sportverein als Dienstleister?

Jedoch haben sich die Rahmenbedingungen für gesellschaftliches Engagement in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Das System Sportverein hat es schwer, in der neuen Vielfalt der Möglichkeiten, dem veränderten Freizeitverhalten und dem Streben nach Individualisierung junge Menschen nachhaltig für den Sport zu begeistern. Wir erleben heute viele Vereine, deren Mitglieder kein Interesse daran haben, sich im Verein zu engagieren sondern diesen nur noch als Dienstleister für ihren Sport verstehen.

Es fehlt an Nachwuchs. Freiwilliges Engagement ist rückläufig. Dies hört man nicht nur in Gesprächen mit den verzweifelten Vorständen der Vereine, sondern dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Zwischen 2007 und 2013 ist die Anzahl der Ehrenamtlichen auf Vorstandsebene bundesweit um 170.000 zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang um etwa ein Viertel (23,7%)!

Dies bedeutet auch, dass die Aufgaben, die vorher auf mehreren Schultern verteilt waren, nun von immer weniger Ehrenamtlichen gestemmt werden müssen. Ganz zu schweigen davon, dass zusätzliche Aufgaben, wie z.B. das Thema Datenschutz die Vereine zusätzlich belasten.

Paradox daran ist, dass die Mitgliederzahlen in den Sportvereinen Sachsens in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind.

Anzahl der Ehrenamtlichen auf Vorstandsebene (Quelle: Akademie für Ehrenamtlichkeit)

Engagementkultur fördern

Die Bereitschaft, sich zu engagieren ist immer noch vorhanden und steigt sogar über alle Altersbereichen hinweg. Rund 50% der Gesamtbevölkerung kann sich vorstellen, ehrenamtlich tätig zu werden. Durch die  veränderten Motive für  freiwilliges Engagement, müssen Vereine jedoch umdenken.

Motive für freiwilliges Engagement (Quelle: Freiwilligensurvey 2014)

Um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, sollten Vereine beispielsweise berücksichtigen, dass das „neue“ Ehrenamt nicht mehr eine dauerhafte Bindung an den Sportverein bedeutet sondern eher projektbezogen stattfindet. Während man sich früher selbstlos und unentgeltlich in den Verein einbrachte, geht es jungen

Freiwilligen heutzutage eher um Selbstverwirklichung und Netzwerkbildung. Eine Aufwandsentschädigung sollte auch nicht fehlen. Darüber hinaus möchten junge Freiwillige ihre Kompetenzen weiterentwickeln und Möglichkeiten der Qualifizierung angeboten bekommen. Wenn potentielle Freiwillige nicht das Gefühl haben, den Verein wirklich aktiv mitgestalten zu können, wird man dieses Engagement auch nicht aktivieren können und weiterhin nur als Dienstleister wahrgenommen werden.

Der Film „Zurück zu den Wurzeln“ des DFB ist zusätzlich zu empfehlen. Zum Film gelangt ihr hier.

Beratungs- und Bildungsangebote zum Thema Engagemententwicklung nutzen

Die Dachverbände bieten verschiedene Möglichkeiten, das Thema in den Sportverein zu tragen und einen Veränderungsprozess anzustoßen.

Im Kreissportbund Landkreis Leipzig haben nunmehr drei Mitarbeiter die Ausbildung zum Engagementberater abgeschlossen und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Es kann sowohl Arbeitsmaterial bereitgestellt, als auch eine Beratung zur Engagemententwicklung durchgeführt werden.

Außerdem bietet der Kreissportbund eine Kurzschulung „Ehrenamt (neu) gestalten“ für Vereine an, die sich um die Gewinnung und Bindung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Sportvereinen kümmern möchten. Zur Anmeldung gelangt ihr hier.

Der Kreissportbund unterstützt seine Sportvereine dabei, ein Konzept zu entwickeln und eine ehrenamtsfreundliche Organisationskultur zu etablieren. Wir stehen euch gern zur Verfügung.